CDU Stadtverband Walldorf

Kommunales Starkregenrisikomanagement für Walldorf

Risikokarten und Hinweise für Starkregen im TUPV vorgestellt

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2021 Nr. 51-52 Seite 7 + 8.

Motivbild Walldorfer Rundschau Nr. 51 / 2021 |Foto: Dr. Clemens Kriesel

In den vergangenen Jahren zeigte sich  auch in Baden-Württemberg eine Zu- nahme von lokalen Starkregenereig- nissen. Solche Starkniederschläge in  kurzer Dauer und hoher Intensität  verursachen Überschwemmungen und  Schäden in der Größenordnung von 50  Prozent der Gesamtschäden, die durch  Hochwasser in Baden-Württemberg im  Mittel jährlich verursacht werden.  Daher hat die Stadt Walldorf auf Ba- sis eines Förderprogramms des Landes  Baden-Württemberg begleitet vom Was- serrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises  und zusammen mit dem Ingenieurbüro  Unger, Freiburg‚ ein Starkregenrisikoma- nagement für Walldorf, erarbeitet. In der  öffentlichen Sitzung des Ausschusses für  Technik, Umwelt, Planung und Verkehr  am 7. Dezember 2021 wurde durch Dipl.- Ing. Ralph Liebold, UNGER ingenieure  Ingenieurgesellschaft mbH, Darmstadt‚  zum Starkregenrisikomanagement in- formiert und die Untersuchungen aufge- zeigt. Von Starkregen spricht man insbeson- dere, wenn es in kurzer Zeit und lokal  begrenzt intensiv regnet. Im Gegensatz  zu Flusshochwasser treten diese Über- schwemmungen durch Starkregen auch   außerhalb und unabhängig von Gewäs- sern auf und stellen insbesondere durch  die extrem kurzen Vorwarnzeiten ein  hohes Gefährdungspotenzial dar. Ralph  Liebold führte aus, dass solche großen  Wassermengen deutlich über den Be- messungsgrenzen der Kanalnetze liegen  und so auch Siedlungsflächen schnell un- ter Wasser setzen können. Bebauung und  Infrastruktur in Senken können dabei er- heblich geschädigt werden.  Der Leitfaden „Kommunales Starkregen- risikomanagement in Baden-Württem- berg“ als eine Arbeitsanleitung gibt eine  einheitliche, standardisierte Vorgehens- weise für die Ermittlung von Gefahren  und Risiken durch Starkregenereignisse  im Land vor. Auf Basis dieses Verfahrens  können die Gefahren und Risiken analy- siert und so kommunale Starkregenkar- ten für das jeweilige Stadtgebiet erstellt  werden. Für die Analyse der Gefahren durch gro- ße Niederschlagsmengen wurde eigens  ein neues hydrologisches Verfahren in  Baden-Württemberg für die zu unter- suchenden Abflussszenarien entwickelt.  Diese bilden die Grundlage für die Si- mulation und Erstellung von Starkregen- gefahrenkarten auf Basis eines digitalen  Geländemodells. Im Rahmen der hydrau-  lischen Gefährdungsanalyse werden die  Regenereignisse „Selten“ mit ~ 38 mm/h,  „Außergewöhnlich“ mit ~ 55 mm/h und  „Extrem“ mit ~ 128 mm/h Niederschlag  im Rahmen der Simulationsrechnungen  angesetzt und mit Hilfe der Simulationen  die Starkregengefahrenkarten berechnet. Durch die insgesamt eher flache Topo- graphie kommt es in Walldorf kaum zu  Bildungen von ausgeprägten Fließwegen  durch Starkregen, wie Ralph Liebold aus- führte. Durch die simulierten Starkre- genereignisse entstehen, verteilt in ver- schiedenen Bereichen des Stadtgebietes,  Ansammlungen von Oberflächenwasser.  Eine starke Ausbildung von zusammen- hängenden Abflussrinnen entsteht eher  nicht. Die Gefährdung durch hohe Fließ- geschwindigkeiten spielt im Walldorfer  Stadtgebiet eine sehr untergeordnete  Rolle. Dennoch kommt es in Walldorf bei den  simulierten Ereignissen in Senken zu  Wasseransammlungen in mehreren Stra- ßenzügen, was bei außergewöhnlichen  Ereignissen zu Wasserständen mit Tiefen  bis zu 30 cm und darüber hinaus führt.  Die jeweilige Betroffenheit von Grund- stücken lässt sich aus den erarbeiteten  Risikokarten ersehen. Die Karten und  zugehörige Informationen sind auf der


Homepage der Stadt Walldorf bereitge- stellt. Die Gefahrenkarten wurden ausgewertet  und eine Risikoanalyse durchgeführt, bei  der risikobehaftete Siedlungsbereiche,  Gebäude, Infrastruktureinrichtungen  und Bereiche mit zu erwarteten Gefähr- dungen identifiziert wurden. Das entwi- ckelte kommunale Handlungskonzept zu  den Starkregengefahren umfasst die The- men Informationsvorsorge, Flächenvor- sorge, Krisenmanagement und ein Kon- zept für kommunale städtische bauliche  Einrichtungen. Im Sinne dieses Konzep- tes wurde die Gefährdung für 15 iden- tifizierte städtische Risiko-Objekte im  Detail untersucht. Die Vorsorgemaßnah- men sollen im Zuge der Bauunterhaltung  bei den städtischen Objekten angegangen  und berücksichtigt werden, führte Stadt- baumeister Andreas Tisch aus. Für private Gebäude oder Grundstücke  von Unternehmen stellt die Gefährdungs-  analyse eine Hilfestellung für die Ableitung  objektbezogener Hochwasserschutzmaß- nahmen durch private Grundstückseigen- tümer dar, betonte Ralph Liebold, auch an  die Besucher der Sitzung gerichtet. Eine  Einschätzung der Gefahrenlage für die  Gebäude und Infrastrukturen im Stadtge- biet wird nun erkennbar und kann nach- vollzogen werden. Diese Möglichkeiten  zur objektbezogenen Betrachtung sollen  über die Veröffentlichung und Zurverfü- gungstellung der Gefahrenkarten über das  Internet gegeben werden. Für Bürgermeister Matthias Renschler  sollen die Informationen dazu beitra- gen, für die Gefahren zu sensibilisieren  und auch Bürger zu ermuntern, Vorsorge  gegenüber Starkregenereignissen zu tref- fen, um mögliche Schäden im Ernstfall  zu vermeiden oder zumindest spürbar zu  verringern. In der Sitzung fragt Stadtrat Hans Wölz,  Bündnis 90/Die Grünen nach Möglich-  keiten der Frühwarnungen gegenüber  solchen Ereignissen und stellt auch die  Frage, was die Kommune hier tun könne.  Hierzu verwies Ralph Liebold vom Inge- nieurbüro darauf, dass urbane Sturzflu- ten kaum vorhersagbar sind. Hier bleibt  einem nur, die Wetterwarnungen des  Deutschen Wetterdienstes (DWD) ge- nau zu verfolgen. Stadtrat Manfred Wolf,  Bündnis 90/Die Grünen bemerkt, dass  in manchen Bereichen der Wohnstadt  durchaus erkennbare Risiken durch Star- kregen abhängig von Gelände und Topo- graphie vorhanden sind und dies breite  Beachtung finden sollte. Die Frage, ob mit  den Geländemodellen Synergien im Sin- ne weiterer Planungen entstehen, stellte  Stadträtin Dr. Andrea Schröder-Ritzrau,  SPD-Fraktion. Sie weist auch insbesonde- re auf die Unterführungen im Stadtgebiet  als Gefahrenstellen hin. Stadtbaumeister  Tisch erläutert dazu, dass im Zuge von  Neuplanungen von Baugebieten auf der  Niederschlagswasserbewirtschaftung ein  großes Augenmerk liegt. Stadtrat Maximilian Himberger, Bündnis  90/Die Grünen fragt beim vortragenden  Ingenieur nach, inwieweit sich Entsie- gelungsmaßnahmen im Stadtgebiet in  solchen Fällen positiv auswirken. Der  Vertreter des Ingenieurbüros führt dazu  aus, dass sich bei solch starken Ereignis- sen die Oberflächenbeschaffenheit nicht  wirklich auswirkt. Entsiegelungen kom- men eher der Thematik Mikroklima und  Versickerung zugute. Stadtrat Günter Lukey (FDP) sieht hier  Hausaufgaben, insbesondere für die priva- ten Eigentümer, denn auch diese müssen  sich aktiv mit den Starkregen-Risikokar- ten beschäftigen und auseinandersetzen. Bürgermeister Matthias Renschler beton- te, dass diese Vorstellung im TUPV der  Start der Informationen sei und man er- gänzend informieren werde, denn jeder  Grundstückseigentümer im Stadtgebiet  ist gefordert, Vorsorge zu treffen und sich  mit dieser Thematik Starkregen ausein- anderzusetzen. Informationen hierzu auf der Homepage  der Stadt Walldorf unter: www.walldorf.de.