CDU Stadtverband Walldorf

Mehr Flexibilität für die InnoWerft

Gemeinderat gibt dem Bürgermeister Entscheidungsfreiheit

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 auf Seite 4.

Die Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens Kriesel

Das Technologie- und Gründerzentrum  InnoWerft kann künftig flexibler agie- ren, wenn es um seine Beteiligungen  an Start-ups geht. Denn die Mehrheit  des Gemeinderats hat jetzt den Bürger- meister ermächtigt, den Veräußerungen  von Beteiligungen (ebenso auch einer  Begründung) zuzustimmen, ohne dass  dazu vorher ein Gemeinderatsbeschluss  erfolgt sein muss. Diese Entscheidung fiel  bei vier Gegenstimmen der Fraktion von  Bündnis 90/Die Grünen. „Das hat nichts  mit der Person des Bürgermeisters zu  tun“, machte Wilfried Weisbrod für die  Grünen deutlich. „Aber wir wollen einer  weiteren Abgabe von Kompetenzen des  Gemeinderats entgegenzutreten.“ Hintergrund für die Entscheidung war ein  Vorstoß des Geschäftsführers der Inno- Werft. In der Begründung dafür heißt es,  Verhandlungen über Unternehmensver- käufe seien allgemein sehr komplex. Über  den Verkauf werde meist bis in die Nacht  vor der notariellen Beurkundung verhan- delt, zum Teil sogar stundenlang beim No- tar. Es sei in dieser Konstellation ohnehin  schwierig, eine Zustimmung einzuholen.  Per E-Mail könne das noch geschehen, aber  mit den notwendigen Verfahrensweisen  einer Gemeinderatssitzung sei dieser Vor- gang „völlig unpraktikabel“, so die Sicht der  InnoWerft. Gleiches gelte für das Eingehen   solcher Beteiligungen. Die betreffenden  Startups würden durch den Beirat, dem  auch Mitglieder des Gemeinderats ange- hören, mitbegutachtet und entsprechend  werde der Geschäftsführer beraten. In der  Gesellschafterversammlung ist neben der  Stadt Walldorf, deren einziger stimmbe- rechtigter Vertreter der Bürgermeister ist,  und der SAP (die jeweils zu 42,5 Prozent  am Technologie- und Gründerzentrum  beteiligt sind) auch das Land Baden-Würt- temberg, vertreten durch das Forschungs- zentrum Information (FZI) Karlsruhe (15  Prozent), abstimmungsberechtigt. „Bei ei- nem positiven Votum der SAP und des FZI  hat der Beschluss ohnehin Bestand, da mit  einfacher Mehrheit beschlossen wird“, er- klärt die InnoWerft. Die Veräußerung einer Beteiligung sei bis- lang dreimal gelungen, so die InnoWerft. In  diesen Fällen lagen die Erlöse der InnoWerft  bei 100.000 bis 130.000 Euro. In der Praxis  sei der Verkauf von Start-up-Beteiligungen  in frühen Phasen „sehr schwierig“, deshalb  suche man immer wieder „aktiv Gelegen- heiten“. Grundsätzlich sieht die InnoWerft  sich nicht als „Unternehmensbeteiligungs- gesellschaft“. Die Beteiligung an den Start- ups sei ein Instrument zur Refinanzierung  des Technologie- und Gründerzentrums  aus Erträgen, die durch die erbrachten Leis- tungen für die Start-ups bei der Veräuße- rung der Anteile generiert werden. Das sei   neben der Einwerbung von Fördermitteln  und der Deckung von Ausgaben aus dem  eingebrachten Kapital die dritte Säule der  Unternehmensfinanzierung. „Bisher sind  die Beteiligungsverkäufe jeweils nach der  Einschätzung des Geschäftsführers verlau- fen“, heißt es seitens der InnoWerft. „Der Gemeinderat wird informiert, sobald  es möglich ist“, sagte Kämmerer Boris Maier  in der Sitzung. In der Vergangenheit seien  diese Beschlüsse ohnehin „in der Regel mit  kompletter Mehrheit“ erfolgt. Deshalb spre- che aus Verwaltungssicht auch nichts dage- gen, dem Bürgermeister die Ermächtigung  zu übertragen. „Das hat viel mit Vertrauen  zu tun“, erklärte Dr. Gerhard Baldes (CDU),  das habe man in den Bürgermeister, deshalb  könne seine Fraktion zustimmen. „Der Ge- schäftsführer ist am tiefsten in der Materie.  Dessen Expertise wird der Bürgermeister  nicht links liegen lassen“, erteilte Manfred  Zuber die Zustimmung der SPD-Fraktion.  „Wir machen das, damit wir schnell sind“,  meinte Fredy Kempf für die FDP, die keine  Bedenken habe, dem Bürgermeister die Er- mächtigung zu erteilen. Wilfried Weisbrod  sagte noch, er traue dem Gemeinderat zu,  „binnen drei Tagen eine Sitzung zu ma- chen“. Für Bürgermeister Matthias Rensch- ler selbst bietet sich die InnoWerft für eine  solche Ermächtigung an. „In anderen Din- gen ist es mir auch lieber, wenn der Rat mit  entscheidet.“