CDU Stadtverband Walldorf

Es kreucht und fleucht: Ein Totholzgarten voller Leben

Erste Untersuchungen am 2020 errichteten Totholzgarten in der Schwetzinger Hardt belegen den Erfolg dieser Naturschutzmaßnahme | Viele seltene und gefährdete Arten haben sich schon angesiedelt

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 05 Seite 13.

Dr. Clemens Kriesel holt die Walldorfer Rundschau Nr. 5 2022 aus dem Briefkasten | Foto: selbstDr. Clemens Kriesel holt die Walldorfer Rundschau Nr. 5 2022 aus dem Briefkasten | Foto: selbst

Berliner Prachtkäfer, Marienprachtkä- fer, Zierlicher Haarzungen-Faulholz- käfer: Rund 50 totholzbewohnende  Käferarten, darunter auch Urwaldre- liktarten, wurden im ersten Totholz- garten Baden-Württembergs im Regi- onalen Waldschutzgebiet Schwetzinger  Hardt nachgewiesen. Sechs der in diesem ersten Monitoring  gefundenen Käferarten gelten bundes- weit sogar als stark gefährdet. Auf dem großen, einem Holzlager äh- nelndem Arrangement, wurden außer- dem rund 50 verschiedene Pilzarten er- fasst. Davon ist eine Art, der olivbraune  Braunsporrindenpilz, auf der Roten Liste  geführt. Mit fortlaufendem Zersetzungs- prozess in den kommenden Jahren wird  die artenschutzfachliche Bedeutung des  Totholzgartens nicht nur bei den Pilzen  weiter zunehmen. Es ist davon auszuge- hen, dass viele weitere seltene und be- drohte Pilzarten folgen werden.  Der Totholzgarten bietet gewissermaßen  ein „Schaufenster“ in die Natur, denn vie- le Arten kommen unbemerkt in unseren  Wäldern vor. Mit der genauen Beobach- tung des Totholzgartens wird sichtbar,  welche biologische Vielfalt in den heimi- schen Wäldern einen Lebensraum findet. Die Ergebnisse zeigen, welch wichtigen  Beitrag ein Totholzgarten zum Erhalt der   biologischen Vielfalt bereits nach einem  Jahr leisten kann. Dass abgestorbene  Bäume im Wald ein entscheidender Be- standteil des Ökosystems sind, ist Förs- terinnen und Förstern dabei schon seit  vielen Jahren bewusst.  Deshalb wird nicht nur im Totholzgar- ten auf den Erhalt von Totholz geachtet,  sondern dieser Aspekt bei der täglichen   Arbeit im Wald immer berücksich-  tigt. Die Ergebnisse der dritten Bundes- waldinventur bestätigen diese Bemühun- gen: die Wälder Baden-Württembergs  haben demnach im bundesweiten Ver- gleich die höchsten Totholzvorräte. Bei dem Totholzgarten handelt es sich  um ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt  Walldorf, Kreisforstamt des Rhein-Ne- ckar-Kreises, Landesbetrieb ForstBW  sowie der Forstlichen Versuchs- und For- schungsanstalt (FVA). Er befindet sich im  Staatswald am Reilinger Weg zwischen  der Bürgerbegegnungsstätte Reilingen  und der B291 am Fuße der Düne Hoher  Stein im Staatswald. Bestückt wurde der Totholzgarten mit  absterbenden Baumstämmen, die aus  Pflegemaßnahmen für den Erhalt ver- schiedener seltener Lichtwaldlebensräu- me stammen, wie dem Weißmoos-Kie- fernwald. Im Auftrag der Projektpartner soll die wei-  tere Entwicklung durch Artenmonitoring  fortan begleitet werden. Aber auch alle  Waldinteressierten sind eingeladen, den  Totholzgarten zu besuchen, um ihre ganz  eigenen Beobachtungen zu machen.