CDU Stadtverband Walldorf

Gemeinderat beschließt Klimaoffensive der Stadt Walldorf

Klimapolitisches Leitbild soll entwickelt werden

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 14 Seite 3.

Die Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 14 als e-Paper | Screenshot von Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 14 als e-Paper | Screenshot von Dr. Clemens Kriesel

In der öffentlichen Sitzung des Gemein- derats am 22. März rückte einmal mehr  der Klimaschutz in den Mittelpunkt. Auf  der Tagesordnung stand die Beschluss- vorlage zur Klimaschutzoffensive, die auf  Initiative von Bürgermeister Matthias  Renschler und Stadtverwaltung stärker  forciert werden soll. Vorgeschlagen wur- de dem Gemeinderat ein Grundsatzbe- schluss mit folgenden Punkten: 1. Es soll klimapolitisches Leitbild ent- wickelt werden, in dem Aussagen zur  Autonomie sowie Autarkie und der  jeweiligen Ziele enthalten sind. Da- mit einher geht ein Vorschlag für die  Kommunikation und die Beteiligung  der Bürgerschaft. 2. Zur Photovoltaik ist ein Umset- zungskonzept zu erarbeiten, in dem  alle Aspekte Berücksichtigung fin- den wie zum Beispiel Pachtmodelle,  Selbstbetrieb, Themen der Beratung,  der Förderung und der Nutzung von  Freiflächenpotenzialen sowie Pla- nungssicherheit. Eine Exkursion in  den Rhein-Hunsrück-Kreis wurde  vorgeschlagen. 3. Die Frage der Wärmeplanung ist  vor dem Hintergrund des Termins  31.12.2023 schnell anzugehen, wobei  die Frage des Verbundes und des Kon- vois zu entscheiden ist. Der Schwer-  punkt wird im Bestand gesehen und  es muss die Frage der Zukunft des  Mediums Gas und anderer Träger  beantwortet werden. Einzubeziehen  sind die Überlegungen zum Quar- tierskonzept und der Darstellung von  Vorranggebieten. Die Öffentlichkeits- arbeit ist parallel zu berücksichtigen.  Beratungsangebote, insbesondere in  Richtung Förderprogramme, sind  zu intensivieren. Was die Geother- mie betrifft, ist sie ergebnisoffen und  wohlwollend weiterzuverfolgen.  Laut Stadtrat Mathias Pütz (CDU) sei es  höchste Zeit für das Anlaufen der Kli- maschutzoffensive. In Anbetracht der  geopolitischen Veränderungen habe man  kurz- und mittelfristig nur die Wahl,  die eine Abhängigkeit im Energiesektor  durch eine andere zu ersetzen, auch un- ter Akzeptanz noch umweltschädlicher  Rohstoffgewinnung. Es sei trotz allem  wichtig, Energieeffizienz voranzutreiben.  Der Beschluss des klimapolitischen Leit- bildes sei ein wichtiger Rahmen für alle  politischen Entscheidungen rund um die  Energie- und Wärmewende. Ein öffentli- ches Engagement sei im Bereich der Pho- tovoltaik unentbehrlich. Die Stadt müsse  sich finanziell und organisatorisch bei der  Ertüchtigung des Gebäudealtbestands   mehr engagieren. Bei der Geothermie  sehe man große planerische Unsicher- heiten. Gas- und Wärmeplanung müsse  inhaltlich getrennt behandelt werden. Man beantrage daher auch eine getrenn- te Abstimmung bei den entsprechenden  Punkten in der Beschlussvorlage. Eine  klare Kommunikation sei unerlässlich. Laut Stadträtin Andrea Schröder-Ritzrau  (SPD) brauche es klar formulierte und  verbindliche klimapolitische Ziele. Der  CO2-Ausstoß müsse lokal abgesenkt  werden. Ein wichtiger Aspekt bei der  Umsetzung der Ziele sei die Kommu- nikation und Beteiligung mit den Men- schen im Ort. Den Hunger der Energie  bezeichnete Schröder-Ritzrau als Teil des  Wohlstands. Dabei ging sie auch auf das  Wohlstandgefälle in Baden-Württemberg  ein. Man müsse Mittel finden, die Men- schen für Energieeinsparung zu sensi- bilisieren. Der größte Hebel, um den  Energieverbrauch auszugleichen, sei die  Produktion grüner Energie. Man müsse  von derzeit rund 9 Prozent Photovol-  taik auf den Dächern auf 50 Prozent und  mehr kommen. PV solle auch im Bestand  nachgerüstet werden. Es müsse ein mög- lichst hoher Autarkiegrad in der Strom- erzeugung erreicht werden. Dafür gebe es  verschiedene Wege, die richtige Planun


und gute Ingenieure erforderten. Es sei  richtig, den Schwerpunkt der Wärme- planung im Bestand zu sehen. Es bedürfe  dafür Quartierskonzepte. In der Geo- thermie sehe man große Potentiale aber  auch in der Windkraft in der Region. Stadtrat Manfred Wolf (Bündnis 90/Die  Grünen) sieht eine klimapolitische Zäsur  für Walldorf. Man werde nun auf einer völ- lig anderen Niveauebene gemeinsam über  die Leitplanken für ein Ziel debattieren.  Sinnbildlich für das klimapolitische Leit- bild sei die Solaroffensive. Man wolle nun  eine Solarförderung entwickeln, die es für  Gebäudebesitzer aber auch für Mieter loh- nenswert mache, in Solarenergie zu inves- tieren. Dafür stehen im Haushalt für 2022  schon 2 Millionen Euro zur Verfügung.  Man wünsche sich eine Beteiligung der  Stadt bei der Initiative des Vereins Watt- bewerb. Man könne sich gemeinsam dem  Wettbewerb stellen, um eine klimafreund-  liche Stadt zu werden. Finanzielle Anreize  sollten auch Skeptiker zum Mitmachen  beim Ausbau der erneuerbaren Energien  bewegen. Die Wärmeplanung müsse man  neu denken und von fossilen Energieträ- gern wegkommen. Für Stadtrat Günter Lukey (FDP) gelte  es bei der Umsetzung eines klimapoli- tischen Leitbildes mehr als bisher, das  Augenmerk auf die Handlungsfelder er- neuerbare Energien, Nahwärme, Mobi- lität, Planen, Bauen, Sanieren sowie Öf- fentlichkeitsarbeit und Netzwerkbildung  zu legen. Die Bürgerinnen und Bürger  gelte es, zu eigenständigem Handeln zu  mobilisieren. Es sei wichtig, das Leitbild  noch in diesem Jahr auf den Weg zu brin- gen. Es müssten größere Anstrengungen  als bisher unternommen werden, um  die Ziele zu erreichen. Der Ausbau von  Photovoltaik müsse exponentiell voran- getrieben werden. Die Stadt müsse mit   gutem Beispiel vorangehen und als Inves- tor, Berater und Vermittler auftreten. Für  eine erfolgreiche Wärmewende müsse  der Wärmeverbrauch durch energetische  Sanierung drastisch reduziert werden. Es  brauche lokale Lösungen für die Dekar- bonisierung in dem Bereich. Für Stadtrat Dr. Gerhard Baldes (CDU)  kommt das Thema Wasserstoff zu kurz.  Bei den Photovoltaik-Anlagen werde er  sich enthalten, da die meisten Module in  China hergestellt werden. Auch beim The- ma Sicherung der Grundlast fehlten ihm  Konzepte. Geothermie lehne er grundsätz- lich ab. Das Gasnetz, das man derzeit habe,  könne man auch auf Wasserstoff umstellen. Über die Punkte in der Beschlussvorlage  wurde im Gemeinderat getrennt abge- stimmt. Die Punkte 1 und 2 sowie Punkt  3 wurden jeweils mit einer Enthaltung  mehrheitlich angenommen.